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„Meine gute Ausbildung verschafft mir Respekt und Anerkennung“
#unibzcareers: Mit ihrem Biobetrieb und der „Carnerie“ hat sich Agrarabsolventin und Research Assistant Verena Angerer durch die Direktvermarktung von Fleisch einen eigenen Weg aufgebaut.
Südtirol zu verlassen und sich nach Studium einen Weg in der Industrie zu suchen, kam für sie nie in Frage: „Ich wollte von Anfang an in Südtirol bleiben und einen Job finden, wo ich im Nebenerwerb noch meinen Hof bewirtschaften kann.“ Und dies, obwohl sie sehr erfolgreich sowohl den Bachelor in Agrar-, Lebensmittel- und Bergumweltwissenschaften und den Master in Umweltmanagement von Berggebieten an der unibz absolviert hatte.
Einen Job naben der Landwirtschaft fand Verena Angerer nochmals an „ihrer“ Fakultät für Naturwissenschaften und Technik, wo sie derzeit als Research Assistant an einem Projekt zur Rindfleischerzeugung in Südtirol beteiligt ist. Nicht ohne Grund, hat sie doch bereits während ihres Studiums beschlossen, den heimatlichen Jörgnerhof im Wipptaler Seitental Pfitsch zu übernehmen. Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der für kleine, nicht spezialisierte Betriebe immer weniger finanzieller Spielraum möglich ist.
Verena Angerer hat den gesamten Hof auf einen Biobetrieb mit Spezialisierung Fleischerzeugung umgestellt. Dass ihr dabei das an der Uni erlangte Wissen sehr dabei helfe, das unterstreicht sie im Gespräch. Wie aber kam es zur Marke „Carnerie“? „Wir sind wir seit 2019 ein Biobetrieb und haben die Marke „Carnerie“ etabliert. Die damit verbundene Direktvermarktung von Fleisch haben wir ebenfalls im Jahr 2019 aufgebaut. Mit der Fleischproduktion haben wir aber schon vor etwa Jahren begonnen. Es war also ein längerer Prozess, das alles aufzubauen.“
Dabei gibt der Südtirolerin ihr Wissen viel Sicherheit in der täglichen Bewirtschaftung des Hofes, beginnend bei der Tierhaltung bis hin zum Bereich Grünlandwirtschaft. „Meine Ausbildung hilft mir, neue Konzepte zu entwickeln und diese erfolgreich zu präsentieren und umzusetzen. Meine gute Ausbildung verschafft mir Respekt und Anerkennung bei Berufskollegen sowie Geschäftspartnern. Gerade (und leider immer noch) als Frau ist das enorm wichtig.“
Was aber hat den Ausschlag gegeben, völlig neue Wege zu gehen und auf einen Fleischbetrieb umzusatteln mit einer Freilandhaltung der Schweine? „Bei mir war es der Wunsch, hochwertige Fleischprodukte zu erzeugen und zu konsumieren, ohne dass die Tiere dafür leiden müssen.“ Denn Verena Angerer ist überzeugt, dass man die gute, artgerechte Haltung der Tiere auch im Endprodukt schmeckt. „Außerdem wollten wir weg von der traditionellen Milchwirtschaft und eine Alternative finden, wo wir uns mehr einbringen und verwirklichen können.“
Was sie aber auch lernen musste, war, den Betrieb gewinnbringend aufzustellen. Dazu greift sie auf Patenschaften für ihre Schweine zurück, vermarktet Fleischpakete und kommuniziert dies alles über Social Media, für sie mittlerweile ein wichtiger Marketingkanal. Zudem arbeitet die junge Frau an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik als Research Assistant an einem Projekt zur Rindfleischerzeugung in Südtirol. Der Bezug zur Forschung hilft ihr, Querverbindungen zum Betrieb schlagen, da sie neben den Schweinen auch Rindfleisch artgerecht am Hof produziert. Dieser Praxisbezug wiederum hilft ihr als Hintergrund für ihre Tätigkeit an der Freien Universität Bozen.
Was vielen bei all dem Idealismus nicht bewusst sei, ist der Umstand, dass es sehr schwierig ist, als Biobetrieb wirtschaftlich rentabel zu arbeiten. „Die Produktionskosten für unsere Auswahl an Fleischprodukten und Räucherwaren sind sehr hoch. Man muss es schaffen, dass die Kunden auch bereit sind, den hohen Endpreis für die Produkte zu bezahlen. Erst dann kann man auch wirtschaftlich arbeiten.“
Mit dem Wissen vom Studium im Hintergrund und ihrer breit aufgestellten Arbeitstätigkeit wünscht sich Verena Angerer, dass ihr Betrieb auch in 20 Jahren noch solide dasteht und es ihr weiterhin Freude macht, ihn zu bewirtschaften. „Denn ich nehme aus meinem Studium mit, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will und hart dafür arbeitet.“
(vic)