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#farawaysoclose: Marathon online und beim Lauftraining im Freistaat Bayern

In Zeiten von Covid-19 musste auch Bayern die Bewegungsfreiheit stark einschränken: Prof. Ulrike Stadler-Altmann über ihr Training für den Halbmarathon und Lockdown-Alltag mit Abiturientin.

Wie eine Welle schwappten Infektionen und demzufolge staatliche Maßnahmen von China auf Europa über und veränderten auch für Ulrike Stadler-Altmann ihren Alltag im heimischen Bayern: „Die jetzige Zeit erlebe ich als durchaus herausfordernd, einerseits wird unser aller Alltag erleichtert durch die digitalen Möglichkeiten, die wir schon zuvor nutzten. Andererseits fehlt mir der Kontakt zu meinen Kolleginnen und Kollegen und zu den Studierenden, das ganze interaktive Moment.“ Wie viele ihrer Kollegen ist die Professorin es gewohnt, online zu arbeiten, doch Stimmungen lassen sich in einer Online-Situation nun mal nicht sonderlich gut abbilden. „Mir fehlt die nonverbale Rückmeldung von Seiten der Studierenden, deren Augenrollen oder verständnislosen Blicke, wenn ich ein Thema anschneide, das sie nicht verstehen“, lacht die Professorin für Allgemeine Didaktik. „Im Hörsaal lässt es sich viel schneller reagieren und auch einhaken bei 90 Studierenden; online ist dies ungemein schwierig.“

Nichtsdestotrotz verläuft die Kommunikation mit Studierenden über Mails und Chats sehr gut, und der neue Lernmodus bewirkt ein Umdenken bei Professoren wie Studierenden - vor allem die Studierenden im vierten und fünften Jahr der Bildungswissenschaften für den Primarbereich wünschen sich auch künftig eine Kombination zwischen E-Learning und effektiver Präsenz, da sich dies mit den zu absolvierenden Praktika und dem Verfassen der Masterarbeit und des Praktikumsberichts weit besser als bisher kombinieren ließe.
„Mir persönlich fehlen jedoch die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen zwischen Tür und Angel“, lenkt Stadler-Altmann den Blick zurück auf den Alltag an einer Universität. „Selbst der gemeinsame Kaffee führt so manches Mal zu gemeinsamen Projekten und Forschungsideen, diesen sozialen Austausch kann man nicht durch Online-Meetings ersetzen.“

Daheim in Bayern kamen die Strategien des Lockdowns zeitverzögert zu Italien an, mit dem Unterschied jedoch, dass die Bewegungsfreiheit niemals völlig eingeschränkt wurde. „So konnte ich auch weiterhin meinem Lieblingssport dem Joggen nachgehen, da ich für den Halbmarathon trainiere. Ohne das Treffen mit meiner Laufgruppe war der Enthusiasmus zwar etwas getrübt, aber es war wichtig, sportlich am Ball zu bleiben.“ Das gesetzte Ziel der Teilnahme am Würzburger Halbmarathon konnte zwar nicht erreicht werden, da dieser Covid bedingt entfiel. Aber sportlich blieb die persönliche Fitness bestehen, die sie sich selbst vor zwei Jahren anlässlich ihres 50. Geburtstags bewusst zum Ziel gesetzt hatte.

„Die Zeit des Lockdowns erlebe ich auch als Mutter, und in dieser Hinsicht sind diese Wochen sehr kräftezehrend. Unsere jüngste Tochter, eine Abiturientin, lebt noch zuhause und fand den Lockdown anfangs spitze, befand dann aber recht bald, dass das Homeschooling doch sehr mühsam ist. Seit 27. April darf sie wieder zur Schule gehen und ich erlebe erstmals einen Teenager, der in die Schule gehen will! Bereits am 20. Mai startet in Bayern regulär das Abi.“ 

Die Familie selbst wohnt in Erlangen, und die dortige Universität hat auch auf einen Online-Betrieb umgestellt, aber nicht jede Universität in Deutschland handhabt dasselbe System. Manche entschlossen sich zu einer Verschiebung des Semesters, andere wiederum stellten schneller auf Online-Vorlesungen um. Auch einige Schulen sind wieder regulär gestartet und es gilt, nun alles mit einzubeziehen: die Ressourcen, die technische Ausstattung, die Altersstruktur des Kollegiums, denn die ältere Risikogruppe muss geschützt werden. „Meine 80-jährige Mutter lebt 150 km von uns entfernt, und da sie alleine wohnt, mache ich mir sich schon Sorgen. Es ist belastend zu wissen, dass sie keine sozialen Kontakte haben darf. Arbeitsmäßig darf ich mich hingegen glücklich schätzen, da wir in einem relativ großen Haus wohnen, in dem mein Mann, meine Tochter und ich jeweils auf ein Arbeitszimmer zurückgreifen können, zudem genießen wir unseren Garten. Organisatorisch neu war hingegen die Frage, wer, wann Einkaufen geht, denn was früher im Vorbeigehen erledigt wurde, muss jetzt geplant werden.“

Beruflich fällt es der Professorin für Allgemeine Didaktik schwer, dass sämtliche Konferenzen und Tagungen abgesagt wurden und nur eine große Tagung um ein Jahr verschoben wurde. „Frustrierend auch deshalb, da ich für diese Chancen mehr als ein Jahr vorgearbeitet hattte, auch zu drei Keynotes war ich eingeladen, all das entfällt in diesem Jahr. Natürlich werden Forschungsideen weitergetragen, aber zu unserem Beruf zählt auch der Austausch mit Kollegen aus aller Welt.“ Nicht in Abrede stellen möchte Prof. Stadler-Altmann, dass, wenn es um die theoretische Fundierung und konzeptionelle Planung geht, vieles nunmehr vertieft werden kann. Feldforschung hingegen, die in ihrem Fall stark mit den Südtiroler Kindergärten und Schulen in einem europäischen Kontext verwoben ist, liegt darnieder. Auch die Frage, ob Gelder aus bereits genehmigten EU-Projekten verlängert werden können, nagt an den Nerven. „Dafür ist jetzt die Zeit ideal, um neue Ideen zu entwickeln, sich in weitere Themen einzulesen und bisher liegengebliebene Datensätze auszuwerten.“
Generell hofft die Professorin an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen auf ein baldiges Wiedersehen mit Kolleginnen, Kollegen und Studierenden im September. „Mitnehmen werde ich aus dieser Zeit die Möglichkeit, künftig auch online-Angebote in meine Lehre mit einzubeziehen. Hier wird sich sicher auf Wunsch der Studierenden hin einiges ändern. Und vielleicht wird es auch künftig möglich sein, von Tagungen telematisch zu unserem Fakultätsrat zugeschaltet zu werden!“ 
Eine Krise als Chance sozusagen.

(vic)