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Vortrag: Kulturautonomie der nationalen Minderheiten in Schleswig 1945-2022

Martin Klatt (Süddänische Universität, Sønderborg) spricht über "Kulturautonomie der nationalen Minderheiten in Schleswig 1945-2022. Vom Grenzkampf zum europäischen Modell?"

Die deutsch-dänische Grenze wurde 1920 nach zwei Volksabstimmungen gezogen und teilte das im Mittelalter entstandene Herzogtum Schleswig. Das Abstimmungsergebnis war deutlich mit 75% für Dänemark nördlich und 80% für Deutschland südlich der neuen Grenze, zeigte aber auch, dass „Dissidenten“ zurückblieben; Menschen, die sich für ihren Heimatort einen anderen Ausgang gewünscht hatten.  

Schon in den 1920er Jahren wurde deshalb ein System nationaler Minderheiteninstitutionen eingerichtet, um sicherzustellen, dass deutsche Nordschleswiger und dänische Südschleswiger ihr Volkstum leben können. Dies wurde 1955 im Rahmen der Bonn-Kopenhagener Regierungserklärungen institutionalisiert und gilt heute als vorbildlich. Zugehörigkeit zur Minderheit ist Gewissensentscheidung und darf nicht vom Staat kontrolliert oder hinterfragt werden. Heute bedeutet dies, dass beide Minderheiten gut ausgestattete Schulsysteme betreiben, die auch Kinder aus Mehrheitsfamilien rekrutieren, wodurch diese Familien sich implizit der Minderheit anschließen. Die Minderheiten sind somit keine stabilen, konstanten Gruppen. In den letzten Jahren zeichnet sich auch eine zunehmende grenzüberschreitende Zusammenarbeit und teilweise Verflechtung der beiden Minderheiten ab – so als ob die Teilung Schleswigs innerhalb der Minderheiten überwunden wird. Dies wird begleitet von einer Neudefinition des „Schleswigers“ als regionaler Identität zwischen deutsch und dänisch. Ist es deshalb Zeit, das Konzept „nationale Minderheit“ in Schleswig und anderswo zu überdenken?


Termin:

Freitag, 1. April 2022
Kolpinghaus Bozen, Großer Saal
17:30 Uhr

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